http://www.musicheadquarter.de/ Def Leppard Skid Row Warwick 04.11.2003 Palladium / Köln Es ist erstaunlich ruhig vor dem Kölner Palladium, als ich gegen 18:30 Uhr überpünktlich vor der Halle eintreffe. Zwar gelten Skid Row und vor allem Def Leppard immer noch als Hard Rock- Ikonen, dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass ganz offensichtlich einige Jahre der Dürre für beide Bands ins Land gezogen sind, zumindest seit den erfolgreichen Endachzigern. Grundsätzlich geht mir sowas natürlich am Allerwertesten vorbei, allerdings wirft der recht mäßige Besucherandrang die Frage auf, warum das große Palladium gemietet wurde und nicht etwa das E-Werk oder die LMH. Vielleicht sind die mittlerweile explodierten Konzertpreise (heute Abend sollen es dann auch schon wieder 40€ sein) auch mal wieder nicht ganz unschuldig an dieser Tatsache, who knows... Drißegal. 19:00 Uhr ist dann pünktlich Doors Open und nachdem wir uns zur geistigen "Stärkung" die erste Hopfenkaltschale an der Bar geholt haben, lassen sich auch schon die ersten Maßnahmen des Veranstalters erkennen, denn das Palladium ist zu einem Viertel mit einem schwarzen Vorhang verkleinert worden, was dem Ganzem eine durchaus gemütliche Atmosphäre verleit - kann man nich´ anders sagen...Müßig noch zu erwähnen, dass auch die Merch- Preise an diesem Abend (25€ für´n Shirt 50€ für´n Kapu...) nicht gerade (öhöm...) zum Konsumrausch anregen... Nach einer kurzen Ansprache des Tourmanagers der Def Lep´s, der noch einmal dezent darauf hinweist, dass das neue Solo- Album des Ex- The Almighty Fronter Ricky Warwick von keinem Geringerem als Joe Elliott produziert wurde, kommt der gute Ricky auch schon ohne großes Tamtam auf die Bretter gestapft. Und so muß ich urplötzlich etwas erstaunt und irritiert zweimal hingucken, denn der Typ, der da mit seiner Gibson- Halb- Akustischen, den schwerstens tätovierten Armen und der ärmellosen Jeansjacke auf die Bühne gestapft kommt, erinnert rein optisch stark an den werten Mike Ness von Social Distortion. Ursympathisch begrüßt Ricky sein Publikum erst einmal auf Deutsch, was ihm die ersten Sympathie- Punkte bringt. Was dann folgt, würde ich als schnörkellosen SingerSongWriter- Folk- Punk bezeichnen, der der zuvor erwähnten äußerlichen Ähnlichkeit mit Mike Ness allemal gerecht wird. Die akustisch dargebotenen Stücke entpuppen sich als echte Gassenhauer mit hohem Gemütlichkeitsfaktor, was sich auch ganz offensichtlich auf den Bierkonsum an der Bar niederschlägt. Besonders der Titel- Song "Tattoos & Alibis" , das wütend melancholisch getragene "Nothing is real" und das punkige "Church Of Paranoia" kommen glänzend an, und machen das neue Soloalbum von Ricky zu einer echten Kaufempfehlung. Daumen hoch für Herrn Warwick! Umbaupause. Ich werde langsam ein wenig kribbelig, weil ich mich schon die ganze Zeit tierisch auf den Gig von den reanimierten Skid Row freue, die mit ihrem neuen Sänger Johnny Salinger wie ich finde einen vortrefflichen Nachfolger für den abgewanderten Übersänger Sebastian Bach gefunden zuhaben scheinen . Was zumindest auf der neuen Scheibe "Thick Skin" durchaus überzeugend war, soll sich nun vollauf bestätigen. Kurz bevor die Skids die Bühne entern, schnappe ich noch das Gerücht auf, dass die Skids den Abend zuvor den Headliner Def Leppard in Frankfurt glatt an die Wand gerockt haben sollen...hihi... Bumm! Die Lichter gehen aus und eine Zeitreise beginnt, zurück in die Jahre `89, `90 und `91. Neben ein, höchsten zwei neuen Songs setzt sich die komplette Setlist der Skids aus Gassenhauern der beiden Alben `Skid Row´ und `Slave To The Grind´ zusammen!!! Yuchuuu! Bei "Can´t Stop The Heartache" schwinge ich das Tanzbein zusammen mit den ersten sechs oder sieben Reihen, und nach einem verstohlenem Blick in Richtung des hinteren Teils der Halle, muß ich feststellen, dass sich diese derweil verdammt gut gefüllt hat. Auch dort singen und brüllen die Leute Zeile für Zeile mit, was die Band (und allen voran Neuzugang Johnny Salinger...) sichtlich berührt. Der entschuldigt sich dann auch noch einmal vielmals für die lange Zeit der Abwesenheit, um kurz darauf mit "Monkey Business" dem letzten Zweifler die Luft aus den Segeln zu nehmen. Ich verschütte derweil vor lauter Freude mein Bier, recke meine Hände in den Hallenhimmel und stelle mir einen Moment lang vor, dass das Palladium das Whiskey A Gogo is...herrlisch! Als dann schlußendlich auch noch der Balladen- Übersong "18 And Live" von Dave "The Snake" Sabo auf der Akustik- Klampfe intoniert wird, dreht sich Kollege Jörg mit Tränen in den Augen zu mir um und sagt: "Gott! Das ist sooo schön, das war meine Jungend...!", während ich ihm dabei bestätigend auf die Schulter kloppe. Fazit: Skid Row haben in all den Jahren nichts von ihrer Straßenköter- Rockattitüde eingebüßt, im Gegenteil, so taufrisch, wie die Kerls dann schließlich auch noch "Youth Gone Wild" aus dem Ärmel schütteln, haben sich die Skids auch in den Endachzigern nicht präsentiert. Neben dem fulminanten Reunion- Gig von Twisted Sister auf dem diesjährige Wacken Open Air ist dieses Konzert definitv die Glam-Rock-Reunion Show des Jahres gewesen, das sollten sich so manche True Metal- Puristen mal hinter die Ohren schreiben... Def Leppard haben nach so einer fetten Rock ´n Roll- Infusion natürlich ersteinmal einen schweren Stand, zumindest bei mir, denn ich tat mich auch schon in den Achzigern mit dem popigen Hard Rock der Briten etwas schwer. Selbst Kollege Jörg, der sich schon vor dem Gig der Briten als erklärter Def Leppard- Jünger outet, dreht sich ein ums andere mal während des Gigs zu mir um, und dann etwas enttäuscht feststellt, dass Joe Elliott stimmlich auch schon mal besser drauf war...Sei´s drum, der Rest der britischen Truppe macht alles in allem einen recht frischen Eindruck. Phil Collin (g.) spielt seine Parts souverän und filigran wie eh und je (zudem sorgte der muskulöse Oberkörper auch bei den weiblichen Fans für verzücktes Augenrollen), und der einarmige Drummer Rick Allen sorgt immer noch für erstaunt verstohlene Blicke, denn der Kerl glänzt mal wieder mit einem arschtighten teils erstaunliche filigranem Drumming. Trotz all meiner Vorbehalte bezüglich der Mucke, Def Leppard haben sich ohne jeden Zweifel mit solch geilen Rock- Hits wie "Rock Of Ages", "Love Bites", "Hysteria", "Photograph" und "Pour some sugar on me" mehr als nur eine Fußnote in der Rock ´n Roll- Historie verdient, was nicht zuletzt die Zugabe, mit "Let´s Get Rocked" als Schlußpunkt unter diesen coolen Rock ´n Roll-Abend, denkwürdig unter Beweis gestellt hat. Ich für meinen Teil hoffe und bete, das es die Skids nächstes Jahr nocheinmal schaffen werden, den Weg über den großen Teich zu machen. Vielleicht kann man sie ja sogar nächstes Jahr auf der Main Stage des Wacken Open Airs bestaunen, das wäre jedenfalls ´ne geile Sache! Marcel Thenée © 2003 DfC Websolutions